Das Ende denken -
Vom menschlichen Umgang mit Schlusspunkten
Claus Beisbart
Campus, 2024
Derzeit haben Endzeitszenarien Konjunktur. Wegen zunehmend instabiler Verhältnisse in der Politik befürchten einige das Ende der Demokratie. Die »Letzte Generation« warnt angesichts der drohenden Klimakatastrophe vor dem Ende der Menschheit. Und die ökologische Krise lässt sogar ein beispielloses Ende biologischer Arten befürchten. Doch das Nachdenken über das Ende ist nicht neu. Wie die Beiträge dieses interdisziplinär angelegten Bandes zeigen, setzt sich der Mensch seit jeher mit dem Ende von Dingen oder Zeiten auseinander, die ihm wichtig sind. Denn der Mensch ist das Wesen, welches das Ende denken kann. Er kann es fürchten wie den eigenen Tod oder das Ende einer guten Beziehung. Er kann es aber auch nur beschwören, um es zu vermeiden helfen, oder es festsetzen, um Epochen voneinander abzugrenzen. In jedem Fall macht sich der Mensch eine Vorstellung vom Ende und versucht, es gedanklich vorwegzunehmen oder im Nachhinein zu deuten, die Zeit bis dahin zu nutzen und vielleicht sogar das Ende zu einem Neuanfang umzudeuten.
Three Kinds of Causal Indeterminacy
Vera Hoffmann-Kolss
Australasian Journal of Philosophy, 2024
The goal of this paper is to argue that there is indeterminacy in causation. I present three types of cases in which it is indeterminate whether an event c caused another
event e: (1) cases of absence causation recently discussed by Bernstein and by Swanson, (2) cases leading to Sorites paradoxes for causation, and (3) cases where c and e occur in certain indeterministic causal structures and it is therefore indeterminate whether there is a causal relation between them. These cases, I argue, provide strong evidence that indeterminacy is an important general feature of the causal relation and that philosophical theorizing about causation should take this observation into account.
Is There a Defensible Conception of Reflective Equilibrium?
Claus Beisbart, Georg Brun
Synthese, 2024
The goal of this paper is to re-assess reflective equilibrium (“RE”). We ask whether there is a conception of RE that can be defended against the various objections that have been raised against RE in the literature. To answer this question, we provide a systematic overview of the main objections, and for each objection, we investigate why it looks plausible, on what standard or expectation it is based, how it can be answered and which features RE must have to meet the objection. We find that there is a conception of RE that promises to withstand all objections. However, this conception has some features that may be unexpected: it aims at a justification that is tailored to understanding and it is neither tied to intuitions nor does it imply coherentism. We conclude by pointing out a cluster of questions we think RE theorists should pay more attention to.
Was heißt hier noch real?
Claus Beisbart
Reclam, 2024
Wie viel Wirklichkeit wollen wir?
Virtuelle Realität zwischen Utopie und Weltflucht
Unser Zugang zur Wirklichkeit wird zunehmend durch Computer geprägt. Denn mit Hilfe von Computersimulationen lässt sich virtuelle Realität (VR) erzeugen. VR hilft in der Forschung, das Wissen zu erweitern. Sie wird in der Ausbildung eingesetzt, um medizinische Eingriffe oder das Lenken eines Flugzeugs zu üben. Schließlich verschafft sie uns in Spielen Erlebnisse, die in der bekannten Realität kaum zu haben sind.
Letztlich können wir aber nur dann von VR profitieren, wenn wir wirklich verstehen, was sie ist und wie sie entsteht. Und wir müssen uns ebenso darüber klarwerden, ob der Aufenthalt in ihr unser Leben wirklich besser macht. Denn von virtuellem Brot allein können wir nicht leben. Müssen wir also auch der Original Reality (OR) treu bleiben?
»Von virtuellem Brot allein können wir nicht leben. Wir dürfen die Virtuelle Realität genießen, doch die Originale Realität hat Priorität. In diesem Sinne gilt: Bleibt der Originalen Realität treu!«
Warum wir eine Erbschaftssteuer brauchen -
Eine philosophische Verteidigung
Marcel Twele
De Gruyter, 2023
In der vorliegenden Arbeit wird eine normative Analyse und Verteidigung der Erbschaftssteuer unternommen. Zunächst wird eine egalitaristische Argumentation für die Steuer entfaltet. Aufgrund ihrer progressiven Struktur ist die Erbschaftssteuer ein geeignetes Instrument, um der wachsenden ökonomischen Ungleichheit entgegenzuwirken und letztlich verschiedene egalitäre Ideale (politische Gleichheit, Chancengleicheit etc.) zu befördern. Anschließend wird untersucht, wie aus normativer Perspektive zu beurteilen ist, dass der Erblasser bei Erhebung der Steuer nicht mehr lebt. Die restliche Arbeit besteht in einer Auseinandersetzung mit den wichtigsten Einwänden gegen die Erbschaftssteuer. So wird oft behauptet, diese verletze die natürlichen Eigentumsrechte des Erblassers bzw. des Erben und sie ignoriere zudem die Verdienstansprüche des Erblassers. Schließlich sei die Steuer aus diversen „familien-basierten" Erwägungen abzulehnen. Nicht nur werden diese Einwände erfolgreich zurückgewiesen; ferner wird gezeigt, dass einige der, diesen Argumenten zugrundeliegenden, Prinzipien selbst zur Verteidigung einer egalitären Erbschaftssteuer (also einer Erbschaftssteuer, die aus egalitären Prinzipien folgt) herangezogen werden können.
The Dworkin–Williams debate: Liberty, conceptual integrity, and tragic conflict in politics
Matthieu Queloz
Philosophy and Phenomenological Research, 2023
Bernard Williams articulated his later political philosophy notably in response to Ronald Dworkin, who, striving for coherence or integrity among our political concepts, sought to immunize the concepts of liberty and equality against conflict. Williams, doubtful that we either could or should eliminate the conflict, resisted the pursuit of conceptual integrity. Here, I reconstruct this Dworkin–Williams debate with an eye to drawing out ideas of ongoing philosophical and political importance. The debate not only exemplifies Williams's political realism and its connection to his critique of the morality system. It also illustrates the virtues and hazards of contemporary efforts to ameliorate or engineer our concepts; it indicates what political philosophy might look to in appraising political concepts; it adverts to the different needs these concepts have to meet if they are to sustain a politics of pluralism, deal with polarization, and secure the consent of those who end up on the losing side of political decisions; and it presents us with two starkly contrasting conceptions of politics itself, of the place of political values within it, and of our prospects of reducing the uncomfortably conflictual character of those values through philosophy.
Kritische Selbstreflexion, vernünftige Meinungsbildung und argumentative Kompetenzen
Georg Brun, Dominique Kuenzle
Vienna University Press, 2023
Es ist unbestritten, dass kritische Selbstreflexion und vernünftige Meinungsbildung zu den allgemeinen Bildungszielen gehören. Argumentative Fähigkeiten sind dafür unerlässlich, weil sie immer eine wesentliche Rolle spielen, wenn es darum geht, ein Sachgebiet anhand einer Theorie zu verstehen. Der Beitrag zeigt dies unter Rückgriff auf die erkenntnistheoretische Idee des Überlegungsgleichgewichts, illustriert die Funktion argumentativer Fähigkeiten am Beispiel des anthropogenen Klimawandels und schlägt einige institutionelle und curriculare Konsequenzen vor.
Logical Forms. Validity and Variety of Formalizations
Georg Brun
Logic and Logical Philosophy, 2023
Formalizations in first-order logic are standardly used to represent logical forms of sentences and to show the validity of ordinary-language arguments. Since every sentence admits of a variety of formalizations, a challenge arises: why should one valid formalization suffice to show validity even if there are other, invalid, formalizations? This paper suggests an explanation with reference to criteria of adequacy which ensure that formalizations are related in a hierarchy of more or less specific formalizations. This proposal is then compared with stronger criteria and assumptions, especially the idea that sentences essentially have just one logical form.
Publications and lectures